14.07.2022
SPIELZEIT 22/23

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EDITORIAL


Liebe Zuschauerinnen,
Liebe Zuschauer,

Während wir gehofft hatten, nach zwei Jahren erzwungener Distanzierung das Zusammenleben wieder feiern zu können, ist unsere Welt heute gespaltener denn je. Die Lehren aus der Vergangenheit scheinen in Vergessenheit zu geraten. Die Geschichte schreitet in einem derart rasanten Tempo voran, dass es uns schwierig erscheint, Abstand zu nehmen. Unsere grundlegenden Rechte, die wir seit langem für selbstverständlich hielten, werden gewaltsam in Frage gestellt.

Wie fügt man sich als Kultureinrichtung in eine Epoche ein, in der „ins Theater gehen“ als ein fast trivialer Akt angesichts der Turbulenzen des Alltags angesehen werden kann? Wie gestaltet man ein Programm, das einen solidarischen, empathischen und – ich wage zu sagen – optimistischen Blick in die Zukunft wirft, in einer Zeit, in der die allgegenwärtige und ausweichliche Realität unsere Vorstellungskraft behindert? Wie vermeidet man eine Nostalgie, die zwar Trost spendet, aber möglicherweise blind macht? Wie kann man sich stattdessen der Vergangenheit stellen, um mit der Gegenwart Schritt zu halten und ihre zahlreichen Herausforderungen anzunehmen?

Unser Programm 22/23 ist unser bescheidener Versuch, diese Fragen zu beleuchten und einen Raum der Möglichkeiten zu schaffen, der sensibel und inklusiv ist. Die in dieser Spielzeit eingeladenen KünstlerInnen bieten uns eine willkommene Auszeit von der Realität und versuchen, mit unserer Unterstützung, den Puls einer Gesellschaft im Wandel zu fühlen, sei es durch das Eintauchen in imaginäre, lustige, fröhliche Länder außerhalb der Zeit, oder durch engagierte, ernsthaftere Vorschläge, die gleichzeitig zur Debatte und zur Begegnung mit dem Anderen anregen. Unser vielfältiges und entschieden multidisziplinäres Programm wird einmal mehr von dem unerschütterlichen Glauben geleitet, dass Fiktion es ermöglicht, eine Brücke zwischen Einzelschicksalen und unserer gemeinsamen Erfahrung zu schlagen; über unsere Unterschiede hinauszublicken, und denen die Hand zu reichen, deren Leben auf den ersten Blick so weit von dem unseren entfernt zu sein scheint; uns in einem Gefühl des Wohlwollens wiederzufinden und das zu feiern, was uns jederzeit zusammenbringt: unsere Menschlichkeit und unser essentielles Bedürfnis nach Geschichten, seien sie nun erzählt, gesungen, oder getanzt.


Jérôme Konen
Intendant